„Wortklauberei“ ist der erste Gedanke, der uns durch den Kopf schießt, als wir das hören. Die Information, dass Vorarlberger Bergkäse nicht gleich Bergkäse aus Vorarlberg ist, haben wir aus zuverlässiger Quelle: von Alwin Denz, dem Büroleiter von Landesrat Erich Schwärzler. Damit haben wir endlich eine einleuchtende Erklärung für die schier unendlichen Massen an Bergkäse aus Vorarlberg in Wien: Bergkäse aus Vorarlberg unterliegt keiner geschützten Ursprungsbezeichnung und muss folglich auch nicht die strengen Voraussetzungen von echtem Vorarlberger Bergkäse erfüllen. Die meisten Sennereien aus Vorarlberg bedauern das verzerrte Bild und die damit verbundene Täuschung der Konsumenten. „So viel Bergkäse aus Vorarlberg wie es in Wien zu kaufen gibt, so viel Milch produzieren unsere Kühe gar nicht“, haben wir in letzter Zeit von einigen Vorarlberger Sennereien gehört.
Auf meine Nachfrage schrieb mir Alwin Denz (Auszug):
Sehr geehrte Frau Lohs,
nach Kontaktnahme mit dem Milchwirtschaftsreferenten der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Herrn Othmar Bereuter, handelt es sich beim Bergkäse um eine Gattung, welche aus Rohmilch hergestellt wird, die grundsätzlich jedoch nicht an einen speziellen Ort gebunden ist (Ausnahme: Vorarlberger Bergkäse g.U.).
Wenn also „Bergkäse aus Vorarlberg“ am Markt angeboten wird, dann kann der Bergkäse entweder in Vorarlberg erzeugt oder gereift oder vermarktet worden sein und somit auch aus einer anderen Region stammen.
Traurig, aber wahr. Wichtig ist mir allerding zu betonen, dass Bergkäse aus Vorarlberg ja nicht per se schlecht ist. Keinesfalls. Aber: Dem Konsumenten wird vorgegaukelt, dass es sich bei dem Produkt um eines handelt, dessen Rohstoff – die Rohmilch – von Vorarlberger Kühen stammt und der Käse in Vorarlberg produziert wurde und reifen durfte. Und genau das ist (meist) nicht der Fall, sonst würde der Käse ja Vorarlberger Bergkäse heißen.
Ach ja, noch ein wichtiger Hinweis in eigener Sache: Vorarlberger Bergkäse g.U. muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, so u.a. auch bezüglich Gewicht und Durchmesser der Käselaibe. Die Bergkäse, die Sie bei uns bekommen und die wir von der Sennerei Huban in Doren im Bregenzerwald beziehen, sind kleiner und leichter als es die „g.U.“-Vorgaben verlangen, deshalb finden Sie bei unseren Bergkäsesorten keine „g.U.“-Angabe. Unsere Bergkäselaibe wiegen nur zwischen sechs und sieben Kilo und sind folglich im Durchmesser um etliches kleiner, erfüllen ansonsten jedoch sämtliche Kriterien eines Vorarlberger Bergkäses: naturbelassene Rohmilch, silofreie Fütterung, natürliches Lab, strengste Hygienebedingungen im Stall und bei der Produktion.
Wenn Sie sich detaillierter mit dem Thema beschäftigen wollen finden Sie nachstehend einige weiterführende Links und Informationen.
Zum Thema Bergkäse findet sich auf Wikipedia u.a. Folgendes:
Rechtslage nach Europäischem Recht
In der EU ist der Begriff Bergkäse nicht isoliert als geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.), geschützte geographische Angabe (g.g.A.) oder als garantiert traditionelle Spezialität(g.t.S.) geschützt. Im EU-Recht ist die Verwendung des PDO-Siegels bei Einhaltung der Bestimmungen für einige registrierte Bergkäse gestattet.[3] In Deutschland und Österreich haben Produzenten von echtem Bergkäse in einigen Regionen in jüngerer Zeit begonnen, die Bezeichnungen ihres Käses schützen zu lassen und/oder die Echtheit durch ein Siegel eines überwachenden Vereines o. ä. (Herkunftsbezeichnung) bestätigen zu lassen, um dem Konsumenten den Erwerb hochwertiger Almkäse auch weitab der Herkunftssennereien zu ermöglichen und ihr Produkt vor billigen Nachahmungen zu schützen.
Über den Typ oder die Machart des als Bergkäse bezeichneten Produktes sagt der Begriff wenig aus, meistens handelt es sich dabei um mehr oder weniger würzige Hartkäse oder Halbhartkäse mit keiner oder geringer Lochung, meistens mit Naturrinde, es finden sich aber auch Schnittkäse und sogar Weichkäse unter dieser Bezeichnung.
Auf der Website des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft ist über den Vorarlberger Bergkäse geschützten Ursprungs (g.U.) nachzulesen:
Vorarlberger Bergkäse wird aus naturbelassener Rohmilch (Kuhmilch mit ca. 50 % F.i.T. (Fett in Trockenmasse) hergestellt und hat eine geschmierte bis angetrocknete, braungelbe bis braune körnige Rinde. Die Laibe haben ein Gewicht von 8 bis 35 kg und eine Järbhöhe von 10 bis 12 cm. Die ca. erbsengroße, runde Lochung ist matt bis glänzend und gleichmäßig verteilt. Der Teig ist schnittfest bis geschmeidig, elfenbeinfarbig bis hellgelb. Der Geschmack ist würzig bis pikant. Als Grundstoff dient hartkäsereitaugliche Alm- oder Talmilch aus Rinderhaltung mit silofreier Fütterung. Es wird nur natürliches Lab verwendet.
Vorarlberger Bergkäse wird ausschließlich von Erzeugern bzw. Verarbeitern sowie Landwirten in den Regionen Bregenzerwald, Kleinwalsertal, Großwalsertal, Laiblachtal (Pfänderstock) und Rheintal aus der in Vorarlberg gewonnenen Rohmilch hergestellt.
Vorarlberger Bergkäse ist ein typisch traditionell hergestelltes Produkt. Wesentlicher Bestandteil der Herstellung ist die Einhaltung strenger Kriterien bei der Milcherzeugung (Qualitätsrichtlinie für Milcherzeuger).
Die Website alpenkaese.at definiert Vorarlberger Bergkäse g.U. folgendermaßen:
Der traditionelle Hartkäse wird hergestellt aus naturbelassener (nicht thermisierter, pasteurisierter oder zentrifugalentkeimter) Rohmilch (Heumilch) mit ca 50% F.i.T.
Der Käse hat eine geschmierte bis angetrocknete braungelbe Rinde. Die Laibe haben ein Gewicht von 25 bis 30 kg. Die ca. erbsengroße, runde, meist sparsame Lochung ist matt bis glänzend und gleichmäßig verteilt. Der Teig ist schnittfest bis geschmeidig, elfenbeinfarben bis hellgelb.
Der Geschmack ist würzig bis pikant. Der Käse wird als mild mit ca. 4 bis 6 Monaten Reifung oder als würzig mit ca. 8 bis 10 Monaten Reifung angeboten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vorarlberger_Bergkäse
https://www.vorarlbergkaese.at/produkte/vorarlberger-bergkaese